Über 200 Menschen haben sich am Mittwoch Nachmittag in der Bönener Innenstadt zusammengefunden um, gemeinsam mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig, die ersten Stolpersteine zu verlegen.
Gegen 16:00 Uhr versammelten sich alle Anwesenden in einem Kreis vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus von Sally Brandenstein. In einleitenden Worten ging Edelgard Blümel, Fachbereichsleiterin bei der Gemeindeverwaltung, auf die Bedeutung der Stolpersteine gegen das Vergessen unserer ehemaligen Mitmenschen und das Engagement des Bönener Arbeitskreises ein. Die Böner Gemeindearchivarin Barbara Börste, sprach anschließend über die Geschichte des Sally Brandenstein. Währenddessen verlegte Gunter Demnig den Stolperstein vor dem Haus Bahnhofstraße 92 .
Sally Brandenstein wuchs in der Nähe von Kassel mit 10 älteren Geschwistern auf. Im Jahr 1906 zog er nach Altenbögge. Er lebte später über dem von ihm eröffneten Manufrakturgeschäft in der heutigen Bönener Fußgängerzone. In die Bönener Gesellschaft war gut eingegliedert, was nicht zuletzt an seiner aktiven Mitgliedschaft in verschiedenen Vereinen lag. Er war beispielsweise 27 Jahre als Schriftführer im Gesangsverein tätig, eine Aufgabe die er auf Grund der Veränderung des politischen Klimas aufgeben musste.
Zuletzt wurde Sally Brandenstein nach den Novemberprogromen in Hamm gesehen. Er flüchtete anschließend nach Shanghai, wo er später auch verstarb. Zwölf Mitglieder seiner Familie fanden in Konzentrationslagern den Tod. Sein Bruder Julius und dessen Frau nahmen sich in Unna am Tag vor dem Abtransport ins KZ das leben.
Nach den beiden Wortbeiträgen zur Eröffnung der Veranstaltung, stellten die Schüler*innen aller Bönener weiterführenden Schulen verschiedene kreative Aktionen vor.
Ein Schüler des Humboldt-Gymnasiums trug alleine ein hebräisches Lied auf dem Saxophon vor. Anschließend präsentierten die Schüler*innen der Pestalozzi-Hauptschule eine Gefühlstafel, die gemeinsam mit Gastschüler*innen aus Polen erstellt worden ist. Sie soll ein Stolperstein sein, der dauerhaft in der Schule steht und die Schüler*innen an das Schicksal der Opfer und Betroffenen des NS-Regiems erinnern soll.
Darauf folgte erneut ein Musikbeitrag. Schülerinnen und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums spielten zwei Stücke von Johann Sebastian Bach. Zwischen den beiden Musikstücken lasen Schüler_innen des Geschichtsleistungskurses des Marie-Curie-Gymnasiums ihre Gedanken zum Schicksal der Betroffenen der Progrome und Vertreibungen vor.
Zum Schluss sprachen Schüler*innen des Humboldt-Gymnasiums über Gefühle und Hoffnung für die persöhnliche Zukunft. Ein friedliches, bewusstes Miteinander und die eigene Bereitschaft auf Menschen zu zugehen, sowie der Wunsch gegen rechte Gewalt aktiv zu werden bestimmten die Wortbeiträge.
In den abschließenden Worten der Veranstaltung wurde allen Beteiligten und Besuchern für die Aufmerksamkeit gedankt und auf den Aktionstag für Vielfalt und Toleranz am 7. Mai in Bönen hingewiesen.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ – Gunter Demnig
Pressespiegel:
Westfälischer Anzeiger